Familie als Suchtfaktor

Die Ursachen einer Sucht können sehr vielfältig sein, wie beispielsweise Probleme auf der Arbeit oder der falsche Freundeskreis.Die Familie spielt dabei jedoch einen sehr wichtigen Faktor!

Die Familie besteht normalerweise aus Menschen, die einem am Nächsten stehen sowie in dem eigenen persönlichen Leben eine große Rolle spielen. Familiäre Probleme belasten einem daher verständlicherweise am Meisten. Daher ist es nicht selten, dass diese familiären Problemen einen Weg in die Sucht darstellen. Die Gründe hierfür sind dabei sehr vielfältig: 

  • Streit zwischen Familienmitgliedern 
  • Man selbst wird nicht von der Familie akzeptiert
  • Schwere Krankheit eines Familienangehörigen 
  • Plötzliches Ableben eines Angehörigen 
  • Etc

Aber auch Suchtprobleme in der Familie können zu der eigenen Sucht beitragen. Kinder von beispielsweise alkoholabhängigen Eltern wachsen mit der Sucht auf und sehen diese als Normalität an. Sie sehen den Umgang der Eltern mit Alkohol und wachsen damit ebenfalls auf. Nicht selten werden Kinder von Süchtigen daher ebenfalls süchtig. 

Auswirkungen auf die Familie

Eine Sucht hat meist Auswirkung auf die gesamte Familie, jedoch haben insbesondere Kinder vermehrt mit den Spätfolgen zu kämpfen. Sie wachsen mit der Sucht eines beispielsweise Elternteils auf und können daher das Verhalten der Eltern nicht nachvollziehen. So wird die Sucht eine Art Normalität für sie und nicht selten passiert es, dass auch Kinder von Abhängigen später einmal abhängig werden. Ebenso traumatische Erlebnisse wie beispielsweise Gewaltausbrüche ausgelöst durch Rauschzustände oder die Trennung der Eltern aufgrund der Sucht können im Erwachsenenalter zu Beziehungsunfähigkeit oder psychischen Problemen führen. Ein Suchtkranker konsumiert meist heimlich, daher ist es keine Seltenheit, dass Angehörige die Verstecke mit den Suchtmitteln entdecken. Wird der Erkrankte dann mit der Entdeckung konfrontiert, reagiert dieser meist mit Verleumdung oder Abwehr. 

Angehörige erleben meist, dass der Betroffene sich zurück zieht oder vermehrt aggressiv ist. Viele beschreiben es als ob ihr Partner nicht mehr sich selbst wäre. Sie erkennen den Menschen nicht mehr wieder und haben so große Angst sich falsch zu verhalten, da sie die Reaktionen nicht mehr einschätzen können. Das alles führt zu einer sehr großen Belastung für die Familienmitglieder. Hilflosigkeit und Verzweiflung gehört zum alltäglichen Leben. Dies führt dazu, dass sich Angehörige in ihrer Verzweiflung nicht anders zu helfen wissen wie beispielsweise mit der Trennung oder dem Entzug der Kinder zu drohen. Oft tauchen ebenfalls Selbstzweifel auf wieso die Sucht dem Menschen wichtiger ist als man selbst oder ob man vielleicht auch selbst der Auslöser sein könnte. Die Angst die Situation nicht mehr händeln zu können verstärkt sich mit der Zeit immer mehr. 

Viele Angehörige versuchen verzweifelt den Suchtkranken zu einer Therapie oder einem Entzug zu drängen. Diesem versucht der Erkrankte jedoch meist mit halbherzigen Versprechungen zu umgehen, was jedoch wiederum bei Angehörigen zu einem Vertrauensmissbrauch führt. Familienmitglieder wissen oftmals nicht, was sie dem Betroffenen noch glauben können und misstrauen ihm daher immer mehr. Dadurch dreht sich nicht nur das komplette Leben des Erkrankten um die Sucht, sondern auch das der Angehörigen. 

Hilfe für Angehörige

Angehörige verzweifeln oft an der Suchterkrankung eines nahestehendes Menschen, so wissen sie oft nicht was sie in ihrer Hilflosigkeit machen sollen.

Zunächst einmal ist es wichtig sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Viele Angehörige neigen dazu sich bei dem Versuch dem Erkrankten zu helfen aufzugeben. Es ist jedoch sehr wichtig für alle Betroffenen sich einzugestehen, dass man nur bis zu einem bestimmten Punkt helfen kann. Es kommt immer auf den Erkrankten selbst an, ob er Hilfe annehmen möchte und dazu kann man ihn auch nicht zwingen. 

Eine Therapie kann nur dann erfolgreich verlaufen, wenn der Suchtkranke für sich selbst die Krankheit bekämpfen möchte. Dafür ist es wichtig, dass sich Angehörige sowie der Erkrankte eingestehen, dass sie gegen die Sucht ohne Hilfe machtlos sind. Das Problem hierbei ist, dass viele Angehörige nach dem Glauben leben, dass der Betroffene auf ihre Hilfe angewiesen ist und ohne sie nicht lebensfähig ist. Man darf jedoch keine Verantwortung für den Betroffenen übernehmen und keinesfalls die Sucht durch bestimmte Verhaltensweisen fördern. Viele Familienmitglieder werden sobald der Erkrankte Entzugserscheinungen zeigt doch wieder schwach und versorgen ihn wieder mit entsprechenden Suchtmitteln. 

Der erste Schritt für Angehörige ist wieder vermehrt auf sich selbst zu achten und ihre eigenen Bedürfnisse wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Dies kann anfangs durch die Wiederaufnahme sozialer Kontakte oder auch das Ausüben eines Hobbys gefördert werden. Man sollte sich dennoch nicht davor scheuen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies kann in Form von psychologischer Therapie oder auch Selbsthilfegruppen geschehen. Oftmals wird in einer Therapie auch das offene Gespräch mit dem Erkrankten gesucht um wieder einen Bezug zueinander aufzubauen. 

Man sollte sich ebenfalls immer vor Auge halten, dass man mit dem Erkrankten in einer zwischenmenschlichen Beziehung lebt. Das heißt, dass sobald sich das Verhaltensmuster der Angehörigen positiv verändert, kann dies auch positiven Einfluss auf das des Erkrankten haben. 

Die Intitiative 'Stark im Sturm' hilft dabei, dass sowohl psychisch- oder suchtkranke Eltern als auch deren Kinder die richtige Unterstützung erhalten.

Weiter Informationen zu den Hilfsangeboten finden Sie hier: 

www.zi-mannheim.de
www.pzn-wiesloch.de

Co-Abhängigkeit

Eine Co – Abhängigkeit bezeichnet grob, dass nicht nur der Süchtige in der Abhängigkeit verwickel ist, sondern auch noch andere wie beispielsweise Familienmitglieder und Freunde. Dabei unterstützen vor allem nahestehende Verwandte oder Freunde den Suchtkranken unbewusst in der Sucht. Dabei wird oft das Suchtproblem vertuscht durch beispielsweise Krankmeldungen beim Arbeitgeber. Arbeitskollegen übernehmen oft die Fehler des Süchtigen und nehmen damit die Verantwortung für diese auf sich. 
Gründe gibt es für dieses Verhalten viele, meistens ist es aber die Liebe zum Partner oder auch die Annahme, dass man selbst der Auslöser für die Sucht sein könnte. Eine Co-Abhängigkeit gliedert sich meist in drei Phasen. 

In der Anfangsphase wird oft versucht den Süchtigen von dem Konsum abzuhalten und diesen vor anderen Personen zu entschuldigen beziehungsweise zu verbergen. Der Angehörige übernimmt immer mehr Verantwortung, auch für Lebensbereiche für die vorher der Süchtige zuständig war. 
Dadurch wird erhofft den Familienalltag aufrecht erhalten zu können und dem Erkrankten keinen Grund für seine Sucht zu geben. 
 

Hier wird versucht Kontrolle über den Konsum zu erlangen. Meist durchsucht der Angehörige dabei die Wohnung nach Verstecken und wirft die dabei gefundenen Substanzmittel weg. Ebenfalls wird versucht dem Betroffenen nur mit einer bestimmten Menge des Suchtmittels zu versorgen, damit der Konsumlevel konstant gehalten wird. Je mehr der Betroffene konsumiert, desto mehr haben Angehörige das Gefühl versagt zu haben. 
 

In der letzten Phase, der kritischen Phase, leidet der Angehörige immer mehr unter psychischen Problemen. Es wird versucht mit der Trennung zu drohen um den Suchtkranken zu einer Therapie zu zwingen. Die Drohungen führen jedoch meist ins Leere, da der Angehörige meist nicht die Kraft hat diese wirklich umzusetzen. Er muss dabei einsehen, dass seine Bemühungen keinen Erfolg hatten. Der Angehörige hat dabei das Gefühl dem Erkrankten zu helfen.Jedoch wird genau das Gegenteil eintreten. 
Der Suchtkranke kann nicht mehr selbst die negativen Konsequenzen seiner Sucht erfahren. Das ist jedoch sehr wichtig, damit der Erkrankte seine Sucht anerkennt und Hilfe annehmen möchte

Hilfe bekommen Co-Abhängige bei einer Suchtberatungsstelle. Dafür muss sich der Angehörige aber eingestehen, dass er dem Erkrankten nicht helfen, sondern nur begleitend und unterstützend wirken kann.